Eine schwedische Spezialität, die meines Erachtens der Schweizer Rösti die Stirn bieten kann sowie zwei Rezeptideen, die Rosenkohlmuffel bekehren könnten
Springe zu RezeptHeuer fällt die Kartoffelernte sehr gut aus, nur lässt sich die Knolle aufgrund der Temperaturverhältnisse schwer lange lagern. Wer sich saisonal und regional ernährt, hat das bereits festgestellt und isst zurzeit viel Kartoffeln.
Nach mehrmaligem Verzehr von Gratin, Kartoffelsalat, Rösti, Gschwellti und Bratkartoffeln suchst du jetzt vielleicht nach neuen Rezeptinspirationen. Empfehlen kann ich die schwedischen Hasselback-Kartoffeln (Hasselbackspotatis), also fein eingeschnittene Kartoffelhälften, die unter Beigabe von Butter oder Öl im Ofen gebacken werden. Sie sind aussen knusprig und innen angenehm weich – mit der Wahl der richtigen Kartoffelsorte sogar richtig sämig.
Salbei-Note und Semmelbrösel-Käse-Kruste
Es gibt verschiedene Variationen von Hasselback-Kartoffeln. Mein Rezept stammt aus dem Buch "Gemüse : Rezepte für den grünen Genuss" von Caroline Griffiths und Vicki Valsamis. Es zeichnet sich durch eine leichte Salbei-Note und einen knusprig-käsigen Belag aus. Die Umsetzung benötigt zugegebenermassen relativ viel Zeit (ca. eine Stunde davon im Ofen) und eine extra Portion Liebe.
Nach dem Schneiden und erstmaligen Bepinseln nimmst du die Kartoffeln nämlich noch zweimal für eine weitere Behandlung aus dem Backrohr: das erste Mal nach einer halben Stunde, um die Knollen nochmals mit der Butter-Öl-Mischung zu bestreichen, das zweite Mal nach weiteren 20 Minuten, um die "Potatis" mit groben Semmelbröseln und Parmesan zu bestreuen.
Obwohl sich der Aufwand meines Erachtens lohnt, verstehe ich, wenn dir dieses Vorgehen zu aufwändig ist. Sollte dies der Fall sein, so entspricht dir vielleicht dieses Rezept mehr. Hier werden die Kartoffeln vor dem Backen einmalig mit Feta oder Tofu und Haselnüssen bestreut und erst nach dem Backen noch mit etwas Saft und Schale von einer Zitrone verfeinert.
Der Trick mit den Essstäbchen
Zum Einschneiden der Rillen benötigst du übrigens ausser einem guten Messer keine teuren Gadgets (wie es dir Betty Bossi im Video zum obigen Rezept weis machen will). Das Unterlegen von Einweg-Essstäbchen reicht bereits, um zu verhindert, dass du die Kartoffeln ganz durchschneidest. Und eine leichte Unregelmässigkeit bei den Schnitten verleiht dem Gericht den Charme eines selbstgemachten Œuvres. Ausserdem entscheidest du, wie das Resultat werden soll. Je dichter du die Schnitte anbringst, desto krosser das Resultat.
Gebrannter bzw. gebratener Rosenkohl
Servieren kannst du die Kartoffeln übrigens zu gebratenem Rosenkohl alla Meret Bissegger. Dafür halbierst du die Kohlröschen, bepinselst sie mit etwas Bratbutter und legst sie mit der Schnittfläche nach unten in eine Pfanne, wo du sie auf kleiner Flamme zugedeckt brätst, bis die Schnittflächen goldbraun werden. Zum Schluss gibst du eine Prise Kräutermeersalz, ein wenig Muskatnuss und einen Schuss Sherry dazu, wendest die Röschen und lässt sie kurz ausdampfen.
Durch das Anbraten erhält der Rosenkohl einen leichten Karamell-Geschmack, weshalb ich beim Verfassen dieses Artikels mehrmals dabei ertappen musste, von gebranntem statt von gebratener Rosenkohl zu schreiben.
Rassiger Rosenkohl aus dem Ofen
Wenn du die Ofenwärme gleich nutzen und den Rosenkohl auch im Backrohr zubereiten möchtest, kannst du den Rosenkohl auch nach dem Waschen und Rüsten, halbieren, in einer Schüssel mit etwas Olivenöl, Salz und Pfeffer marinieren und dann mit der Schnittseite nach unten auf ein Blech für ca. 20 Minuten im Ofen rösten und anschliessend mit einer raffinierten Sauce (z. B. mit einer Limetten-Honig-Sauce) beträufeln und nochmals für weitere zwei bis vier Minuten im Ofen glasieren und wahlweise mit Sesamsamen, Chili- und/oder Salzflocken bestreuen.
Hasselback-Kartoffeln mit Butter und Salbei
Zutaten
- 8 kleine ungeschälte Kartoffeln, vorwiegend festkochend (ca. 1 kg)
- 50 g Butter
- 2 EL Olivenöl
- 2 Knoblauchzehen, abgezogen und in feine Scheiben geschnitten
- 1 kleine Handvoll frische Salbeiblätter (oder getrocknet)
- Meersalzflocken (oder Fleur des Alpes)
- Schwarzer Pfeffer, frisch gemahlen
- 20 g Semmelbrösel, grob frisch
- 2 EL Parmesan, fein gerieben
- Aceto Balsamico zum Beträufeln (optional)
Anleitungen
- Den Backofen auf 200° Celsius vorheizen
- Die Kartoffeln waschen, abbürsten und trocknen lassen
- Die Butter mit Olivenöl und Knoblauch in einer kleinen Pfanne sanft erhitzen, bis sie geschmolzen ist und schäumt, die Salbeiblätter zugeben und unter Rühren etwa 2 Minuten garen, bis sie knusprig sind und der Knoblauch anfängt zu bräunen
- Die Pfanne vom Herd nehmen, Knoblauch und Salbeiblätter mit einem Schaumlöffel oder Essstäbchen herausnehmen und auf Küchenpapier abtropfen lassen
- Die Kartoffeln halbieren, in Längsrichtung zwischen zwei Essstäbchen legen und mit einem scharfen Messer in etwa 3-5 mm grossen Abständen quer einschneiden
- Die Kartoffeln mit der Schnittstelle nach oben in eine grosse Auflaufform setzen, grosszügig mit etwa der Hälfte der gebräunten Butter-Öl-Mischung bestreichen, mit Meersalz und Pfeffer bestreuen
- Im vorgeheizten Ofen 30 Minuten backen, aus dem Ofen nehmen und so mit der restlichen Butter-Öl-Mischung bestreichen, dass sie auch in die Einschnitte fliesst
- Wieder in den Ofen scheiben und weitere 20 Minuten garen
- Dann mit Semmelbrösel und Parmesan bestreuen und weitere 10-15 Minuten garen, bis die Kartoffeln aussen goldbraun und knusprig und innen schön weich sind
- Mit Salbeiblättern und Knoblauch garnieren, nach Belieben mit etwas Essig beträufeln und sofort servieren