Erfahre mehr über das Wurzelgemüse mit geschichtsträchtiger Vergangenheit, mögliche Zubereitungsarten und den French Kiss zwischen ostpreussischer Ananas und helvetischem Obst.
Springe zu RezeptHeute widme ich mich der Steckrübe (Brassica napus subsp. rapifera Metzg., Syn.: Brassica napus subsp. napobrassica Mill.), einem Gemüse, das seit ein paar Jahren wieder salonfähig geworden ist und es sogar in die Spitzenküche von Sterneköchen geschafft hat.
Die Steckrübe ist eine Kreuzung aus weisser Rübe und Kohl und gilt als Unterart des Rapses. Ihre Wurzel wächst grösstenteils oberirdisch. Es gibt Sorten in den Farben gelb, grün und rot, mit weissem und gelbem Fleisch. Gegessen werden v.a. die Knollen der gelbfleischigen Sorten. Essbar sind im jungen Stadium auch die blaugrünen Blätter.
Dass dieses Gemüse wieder auf unseren Tellern landet, ist in Anbetracht seiner schwierigen Geschichte nicht selbstverständlich. Erst wurde es von der Kartoffel verdrängt und vornehmlich als Schweinefutter eingesetzt. Dann wurde es aufgrund schwieriger Kriegs- und Nachkriegserinnerungen gemieden. Noch heute steht es in bestimmten Regionen für schwere Zeiten und Hunger.
Eine kalorienarme, wandlungsfähige Rübe mit zahlreichen Namen
Dabei hat die Butterrübe, wie die Steckrübe auch noch genannt wird, zahlreiche Vorzüge. Sie wird heute u. a. aufgrund ihres herbsüsslichen Geschmacks geschätzt, aber auch wegen ihrer aromatischen Wandlungsfähigkeit. Denn Steckrüben nehmen das Aroma anderer Zutaten wie z. B. Äpfel oder Kohlrabi an und verstärken so in bestimmten Gerichten das Geschmackserlebnis. Ausserdem sind sie kalorienarm und liefern diverse Mineralstoffe und Vitamine.
Dank ihrer langen Haltbarkeit eignen sich die Butterrüben als winterliches Lagergemüse. In einem Plastiksack lassen sie sich im Kühlschrank problemlos mehrere Wochen, teilweise sogar Monate lagern.
Steck- bzw. Butterrüben sind auch unter vielen anderen Namen bekannt wie Erdkohlrabi, Boden- oder Kohlrübe, gelbe Rübe, Knutsche und Kamputze. Weitere im deutschsprachigen Raum lokal verwendete Namen finden sich auf Wikipedia.
Für das richtige Geschmackserlebnis grosszügig schälen
Erdkohlrabi können roh oder gekocht gegessen werden. Zum Beispiel …
- als Salat
- mit wenig Wasser oder Boullion gegart
- in Scheiben geschnitten angebraten und anschliessend gesalzen
- gefüllt im Ofen gegart
- in einem Thai-Curry
- in einem Eintopf
- mit anderem Wurzelgemüse (z. B. Pastinaken) oder mit Apfel und Erdnussbutter kombiniert als Suppe
- zusammen mit Äpfeln zu Mus verarbeitet
- überbacken oder als Gratin
- als Steckrüben-Apfel-Püree
- als Rösti oder als Süsskartoffel-Steckrüben-Rösti
- oder wie in England üblich als Rübenstampf ("Mashed Swedes")
Wichtig:
Bei der Zubereitung ist zu beachten, dass Steckrüben eine relativ lange Kochzeit aufweisen. Deshalb ist es ratsam sie vor dem Kochen in kleine Stücke zu schneiden. Ausserdem müssen sie immer grosszügig geschält werden bis sich das innere, dunklere Fleisch zeigt. Ansonsten schmecken sie bitter.
Passende Zutaten
Meret Bissegger kombiniert Steckrüben gerne mit folgenden Zutaten: Muskatnuss, Pfeffer, Piment (Nelkenpfeffer), Kümmel, Curry, Kurkuma, Koriander, Petersilie, Schnittlauch, Lorbeer, Rosmarin, Thymian, Majoran, Algen, Geräuchertes, Käse.
Viele Rezepte kombinieren die Rübe auch mit Äpfeln.
Lass mich wissen, wenn du beim Experimentieren mit diesen Zutaten eine tolle Kreation entdeckt hast und schick mir davon das Rezept mit Bild zu.
Wenn die "ostpreussische Ananas" zum Gesprächsstoff mit Gästen wird
Das heutige Rezept stammt aus dem Buch "Natürlich koch ich! Wurzelgemüse: Vielfalt, die glücklich macht" von Yvonne Schwarzinger, das ich sehr empfehlen kann. In diesem Buch findest du viele Rezeptideen für Wintergemüse, das regelmässig im Ernteanteil von meh als gmües zu finden ist.
Wir haben die Quiche daraus letztes Jahr ausprobiert und sie hat der ganzen Familie geschmeckt. Der französische Kuchen ist ein einfaches Gericht, das sich wunderbar zu einem Salat oder als Vorspeise geniessen lässt, z. B. gemeinsam mit unkompliziertem Besuch. Weil sich die Mahlzeit hervorragend vorbereiten lässt, kannst du deinen Gäst*innen bereits vor dem Essen die volle Aufmerksamkeit widmen.
Bei uns kommt es in solchen Momenten auch mal vor, dass wir uns gemeinsam Pub-Quiz-Fragen ausdenken. Gut denkbar, dass wir uns beim nächsten Treffen mit unseren Quiz-Freund*innen über Anekdoten und geschichtlichen Ereignisse rund um die Steckrüben unterhalten und darüber, wie Steckrüben während des ersten Weltkrieges mässig erfolgreich als "ostpreussische Ananas" angepriesen wurden, um dem hungernden Volk wenig sättigendes Schweinefutter schmackhaft zu machen.
Zero Waste-
Tipp
Petersilie einfrieren
Wusstest du, dass du vorrätige, gehackte Petersilie einfrieren kannst? So zehrst du länger von den überzähligen, im Sommer geernteten und den neulich gekauften, aber nicht aufgebrauchten Kräuter und sparst dir, wenn es mal schnell gehen muss, einen Arbeitsschritt.
Welche Kräuter sich zum Einfrieren eignen und wie das fachgerechte Einfrieren geht, liest du z. B. hier.
Steckrüben-Apfel-Quiche
Kochutensilien
- Tarteform (26 cm Durchmesser) oder 2 Kastenformen
Zutaten
- 350 g Steckrüben, geschält und gerüstet (entspricht ca. 500 g ganze Steckrüben), oder Knollensellerie
- 20 g Butter
- 100 ml Gemüsebrühe
- 1 grosser säuerlicher Apfel
- 1 EL Zitronensaft
- 150 g Camembert (oder vegane Alternative)
- 4 Eier (oder
- 250 ml Rahm (oder vegane Alternative)
- 2 EL Petersilie, fein geschnitten
- ¼ TL Muskatnuss, frisch gerieben
- 1 Packung Blätterteig
Anleitungen
- Die Steckrüben schälen** und in feine Streifen schneiden. In einem Topf die Butter aufschäumen und die Steckrüben darin glasig anschwitzen, salzen und pfeffern und mit der Gemüsebrühe aufgiessen. Die Steckrüben darin dünsten, bis die Flüssigkeit verdampft ist.
- Den Apfel schälen, entkernen und ebenfalls in Streifen schneiden, mit dem Zitronensaft marinieren. Den Camembert würfeln.
- Die Eier mit dem Rahm verschlagen, Petersilie untermischen und mit Muskat, Salz und Pfeffer würzen.
- Die Tarteform mit dem Blätterteig auslegen. Alle Zutaten miteinander vermengen und in die Form füllen. Bei 170° Grad Celsius Heissluft 35-40 Minuten backen.